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02/23 Photography, Briefe

Feb 13, 12:44 by Ivonne Dippmann

Studie zu Vorgefundenem

gestern und davor in meinem Atelier

 

 

Briefe an einen Freund
Mit vernünftigen Gedanken zog ich in dichtem Nebel nach Hause. Es nieselte, es war grau und kalt. In aller Stille kam mir ein Lied zu Ohren, das ich noch aus meiner Kindheit kannte. Menschen, von überall auf der Welt, stimmten im Geiste darauf ein. Auf diesen paar Zentimeter Ergriffenheit lagen Wirklichkeit und Vergangenheit kaum 300 Meter voneinander entfernt. Außer Reichweite, schrie der eine dem anderen zu: „Alles Unsinn, was du da erzählst!“, und verließ das Hotelzimmer.

 

Nun lag ich da, war empört und verstand die Welt nicht mehr. Behalte meinen Koffer im Auge!; schrie lautlos jemand hinter mir her. Ich versteckte mich im Schatten einer dicken Kastanie und holte tief Luft. Die Pioniere waren verschwunden und mit ihnen mein Land. Alles ein Missverständnis, pure Dummheit, dachte ich mir. Ich zog einen sorgfältig gefalteten Zettel aus meiner Hosentasche, mit der Aufschrift: Diese Begegnung blieb unter höchster Geheimhaltung.
Niemand wusste davon, und im Dämmerlicht des Waldes schauten mich folgende Worte unmißverständlich an: „In Wirklichkeit ist mir die Liebe schon immer ein Rätsel gewesen.“ Lächelnd trat ich einen Schritt zurück. Im Eifer irdischer Weisheit rief ich zu Hause an und hinterließ eine Nachricht. Die Ereignisse auf diesem Gebiet waren nicht von Anfang bis Ende gedacht. Darin waren wir einander ähnlich, es war nämlich genau umgekehrt.

Ich erwachte an nächsten Morgen, die Kälte hatte sich verzogen, und ich hatte einen herrlichen Blick aufs Meer. Ich faßte das als Kompliment auf.

Texts and images © Ivonne Dippmann & VG Bild-Kunst


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